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Danke für die Analyse! Die sind in letzter Zeit ja leider sehr rar geworden (nicht hier, sondern generell).

Aber bei einigen Punkte kann ich nicht wirklich mitgehen:

"Grundsätzlich zeigte Österreich genau, was von Österreich zu erwarten war" - "leider" möchte ich hinzufügen. Schon in den Vorbereitungsspielen zeigte sich eine große Schwachstelle unseres Systems gegen Mannschaften mit drei Stürmern. Im 4-2-3-1 oder 4-2-2-2 konnte die Lücke seitlich neben den Sechsern durch einen tiefen Spielaufbau vergrößert werden und anschließend mit Steil+Klatsch schnell überbrückt werden. Hernandez und Mbappe haben das mehrmals mustergültig vorgezeigt. Ich war ehrlich gesagt überrascht wenn nicht sogar enttäuscht von Rangnick, dass er nach den Tests und gerade gegen die Franzosen die Staffelung deswegen nicht anpasste. Immerhin weiß er seit über einem halben Jahr wer unser erster Gegner sein würde. Erst mit dem Wechsel in der 60. Minute wurde adaptiert und da hatte man für eine kurze Phase deutlich besseren Zugriff.

Was war am vertikal gestaffelten Mittelfeld für dich so erstaunlich?

"Sobald Mbappé am Flügel auftauchte, wurden seine Tempodefizite gegenüber Stefan Posch deutlich." Schön wär's! :-D

Wir stellten im tiefen Aufbau meist eine Raute her, aber eher selten über asymmetrische AV. Eher kippte ein Sechser ab. Das niedrige Tempo war außerdem nicht nur dem Risiko nach Ballverlust geschuldet. Im tiefen Aufbau (und sehr offensichtlich bei Einwürfen) wollte man sich erholen, um bis zum Schluss genug Kraft im Pressing zu haben.

Zu Grillitsch im Ballbesitz: ich sah weniger ihn kritisch, als das fehlende Anbieten der Kollegen. Die 2. Bälle (nicht nur nach Kopfbällen, generell nach Zweikämpfen) wurden extrem leichtfertig verloren, aber nicht nur von ihm. Es fehlten aber auch die üblichen Laufwege im Anbieten. Zu oft blieb ein Spieler in seiner schwimmenden Position anstatt seinen Laufweg zu machen und war dadurch nicht direkt anspielbar, was einen Fehlpass oder fehlende Dynamik im Angriff zur Folge hatte. Das lässt sich bei dem Gegner und Spielverlauf natürlich taktikpsychologisch leicht erklären, ist aber dennoch ärgerlich. Denn mit diesem Zögern schwächt man sich selbst und das kann man sich in den folgenden Partien nicht mehr erlauben. Es erinnerte mich in Szenen an die Auftaktniederlage gegen Ungarn vor acht Jahren, als unsere Außenverteidiger die Hosen voll hatten.

PS: ich hätte so gerne eine Glaskugel um zu wissen, wie dieses Spiel mit Alaba auf dem Platz verlaufen wäre. Auch, aber nicht nur, weil Wöber in der Viererkette deutlich abfiel. Seine Vertreter als Spielleiter waren mental nicht auf der Höhe.

PPS: ich bin gespannt, wie sich Mbappés gebrochene Nase auf den weiteren Verlauf der Gruppenphase auswirkt. Frankreich ist ohne ihn anders, leichter zu bespielen. Das kann für die Niederlande im nächsten Spiel ein Vorteil sein, zum Abschluss dann aber auch für uns, wenn die Franzosen noch müssen.

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